Vetterle's Schatzkiste

Unser Rahmenprogramm zum Jubiläum

Vetterle's Schatzkiste

Vorträge, die die Fasnet aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln betrachten

23.09.2022
Ordnung und Unordnung in der Tiroler Fasnacht

In älteren schriftlichen Quellen werden Fastnachtsbräuche häufig bloß in Zusammenhang mit Sittenwidrigkeit und Verstößen gegen öffentliche Ordnungen erwähnt. Damit die Tiroler „Fasnacht“ (ohne t) und ihre vielfältigen Bräuche die Zeiten überdauern konnten, waren viele Kompromisse insbesondere mit den regionalen und lokalen kirchlichen Herrschaften bzw. die unterordnende Anpassung an jeweilige Machtverhältnisse nötig. Einerseits war die Fasnacht ja immer schon eine Zeit der Umkehrung gültiger Ordnungen, andererseits gliedert sich diese Umkehrung der Ordnung, bei aller exzessiven Wildheit der Fasnachtler in Einzelfällen, spielerisch in bestehende Ordnungen ein. Daraus resultieren so manche Kontraste. So gibt es beispielsweise gegenwärtig noch Formen der Huldigung der „Oberen“, die einerseits auf der Ehrentribüne Platz nehmen dürfen, sich aber andererseits kritischen Spott und politische Satire gefallen lassen müssen. Einerseits werden zahlreiche Fasnachtsumzüge nach überlieferten, sehr peniblen Ordnungsmustern gestaltet, andererseits werden diese im Verlauf einer ritualisierten „Wilden Fasnacht“, meist am Tag nach dem offiziellen Umzug, mutwillig auf den Kopf gestellt. Während es in früheren Jahrhunderten einer gewissen Courage bedurfte, trotz obrigkeitlicher Verbote „in die Fasnacht zu gehen“, ist dies heute bei Einhaltung der behördlichen Sicherheitsbestimmungen und Vorgaben des Versammlungsgesetzes leicht möglich. Dennoch kommt es auch heute noch – bewusst und ungeplant – zu Ordnungsverstößen in aller Öffentlichkeit. Der Vortragende zeigt einige Aspekte seines Themas anhand eigener Videofeldaufnahmen und Materialien von Fasnachtsbräuchen in Tirol auf.

Prof.Dr. Thomas Nußbaumer
Prof.Dr. Thomas Nußbaumer
Innsbruck
28.10.2022
Fasnet – Fasching – Karneval – Was hat das mit der Kirche zu tun?

Immer wieder wird behauptet, die Fasnet sei ein heidnischer Brauch. Sie habe mit dem Winteraustreiben zu tun, sei also eine Art Frühlingsfest. Dies ist nach dem heutigen Stand der Forschung kein Thema mehr. Die Fasnet ist ein ganz und gar aus dem christlichen Jahreslauf entsprungenes Fest. Fast die Hälfte des Kirchenjahrs richtet sich nach dem Ostertermin, an dem auch die Fasnet sich orientiert.

Der Vortrag zeigt die Verwurzelung der Fasnet im Kirchenjahr und stellt die Figur des Narren vor als Verkörperung all dessen, wovon man sich als rechter Christenmensch enthalten soll. In diesem Zusammenhang werden zentrale Motive der regionalen Fasnet vorgestellt. Der Vortrag schließt mit der These, dass gute Narren nicht unbedingt schlechte Christen sind.

Hermann Brodmann arbeitet als Pastoralreferent in der Seelsorgeeinheit Sigmaringen. Der katholische Theologe ist Ehrenrat der Narrenzunft Vetter Guser Sigmaringen e.V. und seit Kindheitstagen aktiver Narr der „Semerenger Fasnet“.

In Kooperation mit der kath.Seelsorgeeinheit – Erwachsenenbildung.

Hermann Brodmann
Hermann Brodmann
Sigmaringen
18.11.2022
Der Sonderfall Basel: eine reformierte Fastnacht

Dabei geht es um die Frage, wieso gelang es in Basel der reformierten Obrigkeit nicht, im 16. Jahrhundert der Fasnacht den Garaus zu machen. Und wieso gelang es auch später, noch im frömmlerischen 19 Jahrhundert, nie, die Fasnacht zu unterbinden. Und welche Rolle werden dann die einwandernden Katholiken, vor allem spätestens seit etwa 1900, zur Ausformung der Fasnacht spielen.
Die von mir zusammengetragenen Zeugnisse zeigen auch, dass die Kirche(n) in Basel, wo infolge der Steuerlast die Kirchenaustritte besonders gravierend sind, aktiv zur Gestaltung beitragen und dem Fasnachtsgeschehen mit Wohlwollen begegnen, ohne jetzt gleich die Werbetrommel zu rühren.
Im Ansatz habe ich über das Thema auch schon in Marseille und in Delémont (beide Male in frz. Sprache) referiert. Ich meine, dass es auch in Sigmaringen sicher dankbar aufgenommen wird, wenn man realisieren darf, warum die Basler Fasnacht so anders ist und dies nicht erst seit einer Zeit, wo auch anderswo in unserem süddeutsch-schweizerischen Raum auch an reformierten Orten Fasnacht gefeiert wird.

Dominik Wunderlin
Dominik Wunderlin
Basel
26.01.2023
Fastnacht und Fastenzeit als Bildergeschichte
- Eine Exkursion in die Welt des Pieter Bruegel

Woran man im Jubiläumsjahr der Fasnet in Sigmaringen jetzt noch gar nicht denken mag, ist der Aschermittwoch. Und doch gehören Fastnacht und Fastenzeit untrennbar zusammen. Wie eng beide miteinander verknüpft sind, darüber haben sich große Künstler bereits im 16. Jahrhundert Gedanken gemacht. Den Höhepunkt dieser Auseinandersetzung mit der Zeit vor und nach dem Aschermittwoch bildet das berühmte Gemälde „Kampf der Fastnacht mit den Fasten“ aus dem Jahr 1559 von Pieter Bruegel d. Ä., das heute im Kunsthistorischen Museum in Wien hängt. Dieses Meisterwerk nutzt der Vortrag als Quelle, denn obwohl es in den Niederlanden entstanden ist, erklärt es auch Fastnachtstraditionen unserer Region – zum Beispiel, dass zentrale Elemente der Semerenger Fasnet wie das Bräuteln oder das Umrunden des Brunnens eine fast fünfhundertjährige Tradition haben.
Mit seinen annähernd 200 Figuren und einer Fülle von Sinnbezügen ist Bruegels Gemälde eine unerschöpfliche Fundgrube für die Kulturgeschichte der Fasnet. Brillante Abbildungen lassen die Besucher eintauchen in die faszinierende Welt der frühen Neuzeit. Möglich wird dies erst durch höchstauflösende Fotografien in 8 K, wie man sie in solcher Qualität und Schärfe noch nie gesehen hat. Insofern ist der Vortrag auch eine optische Premiere, denn selbst die Betrachtung des Originals in Wien ist nicht annähernd so beeindruckend wie die Wiedergabe kleiner und kleinster Bildausschnitte in heutiger Technik.

Werner Mezger, bekannt durch zahlreiche Rundfunk- und Fernsehsendungen, war bis 2019 Professor für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie an der Universität Freiburg und bis 2021 Direktor des Freiburger Instituts für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa (IVDE).

Prof. Dr. Werner Mezger
Prof. Dr. Werner Mezger
Rottweil
17.05.2023
Verkehrte Welt. Fasnet an der oberen Donau vor Masken, Häs und Zünften

In meinem Vortrag soll es anhand von Quellen- und Literaturhinweisen um die alte, noch weithin unreglementierte Fasnet in den Dörfern, Kleinstädten, Klöstern sowie ggf. an Adelshöfen in der Frühen Neuzeit und bis ins 19. und 20. Jahrhundert gehen. Ich werde u.a. Konflikte mit Pfarrern und Obrigkeiten um das sog. Fasnetküchle, Schilderungen der Kloster-Fasnet in den 1750er Jahren aus der Chronik des Augustinerchorfrauenstift Inzigkofen sowie Beschreibungen der Fasnet um 1900 in Dörfern und Städten im Kreisgebiet aus den sog. Konferenzaufsätzen in Württemberg und Baden vorstellen. Nach meinem vorläufigen Eindruck ist die reglementierte Fasnet in der jetzigen Form mit vermeintlich „historischen“ Narrenfiguren mit Masken und Häs sowie Narrenzünften in einer ersten Welle v.a. in den Städten in der NS-Zeit entstanden und hat sich sodann in den Nachkriegsjahrzehnten bis zur Gegenwart als flächendeckendes Modell auch in den Dörfern durchgesetzt.

Dr. Edwin Weber
Dr. Edwin Weber
Sigmaringen
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